Dienstag, 22. Mai 2012

NEU: Zum Tode von Kurt Felix *** Biografie (von ihm selber verfasst) 
(von Kurt Felix/Kurt Mettler) 21.05.2012 






Sali zämme

Die traurige Nachricht haben wir alle vernommen: Kurt Felix ist nicht mehr!
http://www.suedostschweiz.ch/kultur/...rt-felix-ist-tot
http://www.drsmusikwelle.ch/www/de/d...smusikwelle.html

Ich erinnere mich besonders gerne an zwei Sendungen, die ich mit ihm 
bei der DRS Musikwelle realisieren durfte:

- Volksmusik-Brunch vom 7. Juni 2009

- Fiirabigmusig vom 20. Februar 2010 "DRS Big Band bi de Lüt" 
mit Live-Aufnahmen "Tour de Swing in Widnau SG". 
Moderation: Kurt Felix

E liebe Gruess vom … Kurt Mettler

Biografie (undatiert)
von Kurt Felix selber verfasst


Als Knabe im Alter von acht Jahren fand ich auf Langwelle erstmals den
Sender RIAS Berlin (Radio im Amerikanischen Sektor).

Ich hörte ihn von nun an täglich, denn auf diesen Wellen waren die
bekanntesten US-Bands zu hören, wie Harry James, Les Brown, Woody
Herman, Duke Ellington, Count Basie, Jimmy Dorsey et cetera.

Mein Vater, selbst ein Bigband-Fan und Leiter eines Tanz-Sextettes,
schrieb einige Swingtitel, die von einem Verlag veröffentlicht wurden.
 

Von nun an war ich Swing-geprägt und bin seither nie mehr davon 
abgerückt. Während meiner Studienzeit zum Lehrer gründete auch ich ein 
Sextett, mit dem ich vor allem die gängigen US-Titel intonierte. So besitze 
ic denn auch unzählige Tondokumente der besten Bands aus aller Welt.

Ich war der letzte Showmaster und TV-Produzent, der im Fernsehen des 
deutschsprachigen Europas regelmässig eine Bigband einsetzte. In der 
Schweiz war dies die Big-Band des öffentlich-rechtlichen Radios ((1974 - 
1981) in der grossen Samstagabendshow «Teleboy» und die Pepe-
Lienhard Bigband (1987 - 1991) in der 90-Minuten-Lotterieshow 
«Supertreffer». 

In Deutschland setzte ich die Dieter-Reith Bigband ein (1983 - 1990) für 
die abendfüllende Samstagabendshow «Verstehen Sie Spass?». Jedes 
dieser Orchester hat in einer 18-Mann-formation gespielt. All diese 
Sendungen haben in der Schweiz wie auch in Deutschland die höchsten 
Einschaltquoten der damaligen Jahrzehnte erzielt.

Diese Bigbands hatten die Funktion, Signete zu intonieren, Jingles, 
Gesangskünstler zu begleiten oder ab und zu auch mit einem 
Instrumentaltitel zu glänzen. Natürlich habe ich als Programmmacher 
immer darauf achten müssen, dass das musikalische Repertoire 
mehrheitsfähig war. 

Wilde Ausflüge in den Jazz - die Musiker hätten das natürlich am liebsten 
gehabt - musste ich oft abbremsen. Beliebt bei den Zuschauern waren 
vor allem US-Standarttitel, von Glenn Miller bis Benny Goodman, die von 
hervorragenden Arrangeuren neu und dem Zeitgeschmack entsprechend 
auf Notenpapier geschrieben wurden. 

Besonders spannend waren die Orchester-Showblocks dann, wenn zum 
Beispiel dieselbe Komposition in verschiedenen Stilen gespielt wurden. 
Oftmals, um das Bild zu beleben, hat vor den Bands ein Fernseh-Ballett 
getanzt, das ich manchmal aus England holte. 

Die Bigbands begleiteten auch bekannte Instrumentalsolisten, wie den 
grandiosen Pianisten Eugen Cicero, den Violinvirtuosen Helmut Zacharias, 
den Orchesterleiter Ray Conniff oder die international bekannte Sängerin 
Caterina Valente und, und, und...

Ray Conniff hatte ich gleich zweimal eingeladen. Er war schliesslich mit 
einer Schweizerin aus Basel verheiratet. Einen seiner letzten Auftritte - 
vor seinem tragischen Unfall, der tödlich endete - absolvierte er in einer 
grossen Gala-Sendung in Luzern, zu dem ich ihn einlud. 

Der zur Zeit bekannteste Schweizer Bandleader Pepe Lienhard übte mit 
seinem Orchester den legendären Conniff-Sound, samt den 
dazugehörenden Sängerinnen und Sängern. Conniff erschien am 
Nachmittag zur Generalprobe, wo er mit seiner Posaune mitspielen sollte. 

Als Probezeit hatte ich eine Viertelstunde eingerechnet, denn schliesslich 
waren ja alle Musiker Profis. Conniff hörte sich sein «Besame Mucho» an, 
im Conniff-Stil vorgetragen von den Radio-, Platten- und Fernseh-
erfahrenen Vollblutmusikern. 

Sein Kommentar: «Das klingt ja wie ein langweiliges Kaffee-Haus-
Orchester.» Die Musiker, die sich schon auf ihre Pause gefreut hatten, 
mussten nachsitzen. Geschlagene zwei Stunden lang, so dass der 
Probeplan für die anderen Mitwirkenden völlig durcheinander geriet. 

Conniff übte mit jedem Musiker beinahe bis zur Erschöpfung derer Takt 
um Takt. Erst dann klang es im Zusammenspiel nach «Conniff original»! 
Die Berufsmusiker hatten tatsächlich den alten Mann mit den weissen 
Haaren völlig unterschätzt. 

Pepe Lienhard gestand hinterher: «So viel haben meine Leute in kurzer 
Zeit noch nie gelernt». Aber mit meinen Nerven!


Kurt Felix





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