Dienstag, 4. Juni 2013

Aus Urs Raussmüllers Tagebuch (5) "Der ständige Wandel"






Serie «Hallen für Neue Kunst»
Im Gespräch mit dem Begründer Urs Raussmüller (Folge V)


Der ständige Wandel
Oder
Warum Neue Kunst immer neu ist


SCHAFFHAUSEN

Im Gespräch mit Urs Raussmüller begibt sich der «Schaffhauser Bock»
auf die Suche nach den Werten und dem Wert der Hallen für Neue Kunst.


«Schaffhauser Bock»: Herr Raussmüller: Was ist ein guter Künstler?

Urs Raussmüller: Unsere Gesellschaft ist reich und bunt mit der 
Fülle ihrer verschiedenen Individuen. In der Kunst wird das besonders 
sichtbar. Da haben wir es mit einem Feld zu tun, bei dem die Individualität 
ganz betont zutage tritt. Denn jeder Künstler – sofern er ein echter 
Künstler ist – bringt eine eigene Sache hervor. 

Wir, ich meine alle, nicht nur Sie und mich, können die Kunst also dazu 
nutzen, uns unserer eigenen Individualität bewusst zu werden – und das 
heisst natürlich: der Fähigkeiten, über die jeder von uns auf seine Weise 
verfügt. 

Ich denke, dass die Beschäftigung mit Kunst etwas sehr Ermutigendes 
hat, weil sie uns zeigt, wie unendlich viele Möglichkeiten es für uns gibt. 
Ich habe gerade eine Äusserung des Künstlers Robert Smithson aus den 
70er Jahren gelesen, die ich interessant finde. Sie besagt, dass auch die 
Künstler selbst sich immer wieder neue Öffnungen schaffen müssen. 

Smithson sagte: «Sobald ein Künstler sich von der Vorstellung 
verabschiedet, dass Kunst lediglich darin besteht, Objekte 
umherzusenden oder Bilder an Wände zu hängen, wird er ganz neue 
Forschungsfelder entdecken, die Fragen nach Ort, Natur, Politik und Wert 
beinhalten…» 

Ja, sobald man sich von alten Vorstellungen verabschiedet und seinen 
Horizont erweitert, wird alles möglich. Dann liegt die ganze Welt vor 
einem. Diese Haltung entspricht mir. Das ist vielleicht auch der Grund, 
weshalb manche zur Erklärung meines nicht immer nachvollziehbaren 
Verhaltens sagen, dass ich ja ein Künstler wäre. (lacht)

«Schaffhauser Bock»: Man sagt Ihnen auch nach, dass Sie ein 
«Kunstpapst» sind.

Raussmüller: Das ist eine merkwürdige Bezeichnung. Sie schafft, 
finde ich, einen unangenehmen Eindruck von Überlegenheit. Ich kann mir 
nicht vorstellen, dass jemand ein «Kunstpapst» sein möchte. Was soll das 
auch sein? Solche Begriffe sind aufgeblasene Floskeln – wie Stararchitekt 
und Supermodel, oder etwa nicht? 

«Schaffhauser Bock»: Die Wertung abzulegen wäre eine der 
Möglichkeiten. Aber zu einer anderen Frage: Wie sehen Sie die 
Bedeutung des Zufalls in der Kunst? 

Raussmüller: Der Zufall? Ich glaube nicht so sehr an Zufälle, aber 
an Überraschungen. Wir haben ja schon darüber gesprochen, dass ein 
Kunstwerk überraschend sein sollte – gerade auch....


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