NEU: Im Literaten-Café *** Die Kunst des Übermenschen 1/3
(von kungfutius) 30.09.2012
Die Kunst des Übermenschen 1/3
Die Pseudokunst des Menschen
Unlängst lief da im Fernsehen ein Film, der mir in meiner Jugend sehr viel
bedeutet hatte: László Benedeks `Der Wilde` mit Marlon Brando. Das
war damals, Mitte der 50-en Jahre, als ich den Film sah, so ziemlich der
ultimative Streifen, für die rebellische Jugend jener Jahre.
Da hatte ich mich echt gefreut, ihn nun noch einmal sehen zu können.
Hätte ich es besser nicht getan. Ich war masslos enttäuscht. Der Streifen,
der in seiner Entstehungszeit so ziemlich als Inbegriff der vollendeten
Kunst stand, wirkte mehr so hilflos und aufgesetzt, seine Problemstellung
geradezu lächerlich unwichtig.
Nicht mal das grandiose Spiel von Brando könnte die alte Begeisterung
wecken; auch er wirkte im angestaubten Film angestaubt und lächerlich.
Was ist da passiert? Warum zündete der Film plötzlich nicht mehr?
Ganz einfach: die Problemstellung des Films ist reinste menschliche,
allzumenschliche Angelegenheit. Da geht es um die Jugendrebellion um
Halbstarken und ihre Krawallen, und die sind, aus der heutigen Sicht
geradezu lächerlich brave und bidermeierische Angelegenheiten
gewesen, da ist einfach keine Dramatik mehr drin.
Der Film wirkt daher als Aufführung eines Kindergartens, für das
erwachsene Auge uninteressant.
Da wird es klar: de `Kunst` des Menschen ist aus der Sicht des
Übermenschen nur lächerlicher Schund und Kitsch. Nichts weiter als
Schablone. (Kunst in der Einführung, weil das, was der Übermensch als
Kunst erachtet, etwas ganz anderes sein wird, als das, was für uns Kunst
bedeutet. Das wird eben Überkunst sein, über Kunst stehen.)
Da läuft gerade so ein Abenteuer-Film, da sind die Protagonisten mit x-
beliebigen Personen in anderen Abenteuerschinken austauschbar, da
vollkommen standarisiert: Draufgänger und Feigling etwa.
Da sind Situationen voll nach Schema F geraten. Etwa, wo der Feigling in
der riskanten Situation natürlich hysterisch reagiert und der Draufgänger
auch in höchster Gefahr cool bleibt.
Das ist Quatsch mit reichlich Soße (meistens sogar von braunen Sorte).
Unsere Kunst besteht aus Schablonen, die wir als Kunst deuten. Auf dem
Weg zu der Kunst des Übermenschen hat der engagierte Künstler des
Übergangs zunächst eben diese Schablonen zu überwinden.
Das bezweckt man vor allem indem man die überkommene, die rein
menschliche (allzumenschliche), Kunst karikieret. Aus diesen
Übertreibungen werden sich dann zwangsläufig solche Übersteigerung
ergeben, die irgendwann in der näheren oder ferneren Zukunft gleichsam
automatisch zu der Überkunst führen werden.
kungfutius
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