Freitag, 21. September 2012

Alltags-Geschichten von der Copacabana



       


Ein extrem seltenes Ereignis für Brasilien!
30 Delphine strandeten bei Arraial do Cabo!
Einheimische konnten alle retten!







Alltags-Geschichten von der Copacabana

Paulchen, der kleingewachsene, 55-jährige Deutsche, der direkt über mir
ein möbiliertes Appartement in Temporärmiete bezogen hat, ist ausser
sich und kocht vor Wut!

Er beschwert sich lauthals über die"kriminellen
 Machenschaften"seiner
Wohnungs-Vermittlungs-Agentur.


"Nie mehr Brasilien - nie mehr Copacabana!", schwört er mir.
Ich mache ihn lediglich auf die Meineids-Sanktionen
aufmerksam ... - Denn Paulchen wird in einem Jahr (und etwa zur
gleichen Jahreszeit) wieder hier anzutreffen sein. Es gibt für ihn
ganz einfach keine Alternative!

"Wer einmal an der Copacabana Wasser getrunken hat - der kehrt
immer wieder an die "Copa" zurück! "Eine alte Indianer-Weisheit -
leicht abgewandelt!

Ergo werden auch für 2011 die acht Wochen Urlaub von Paulchen
wieder am Traumstrand der Copacabana gebucht werden.
Mit einem Unterschied alledings - diesmal bei einer von mir
empfohlenen und als seriös geltenden Vermittlungs-Agentur!

Die "Leidensgeschichte" von Paulchen

Paulchen verbringt seit über 5 Jahren regelmässig seine Ferien
in Rio de Janeiro. Unterkunft hatte er bisher immer bei der Familie
seiner brasilianischen Freundin Ana gefunden.

So auch 2010. Vor 6 Wochen (und nach einem grösseren
Familienkrach) entschloss er sich jedoch, eine eigene Bleibe zu
suchen.

Gesagt - getan. Angebote gab es nach der Hochsaison (Mitte
November bis Ende Februar) genügend. Ein grosser
Leuchtreklame-Kasten mit der Aufschrift "Apartamentos para
Temporada" an einer der Hauptdurchgangs- Strassen schien
für ihn die richtige Adresse zu sein.

Die Offerte von BR $ 1'200 Reais pro Monat für ca. dreissig
Quadratmeter möbilierten Wohn-Raums hielt er für marktkonform
und für seine Verhältnisse akzeptabel.

Bei der Besichtigng dann der erste Schock: Die Wohnung war
schmal und lang - ein "Schlauch" also. Ein Fenster gegen die
Avenida Prado Júnior war an der Schmalseite vorhanden und
brachte etwas Licht in den Raum.

Alle (!) Glühbirnen hingen frei im Raum, denn die Lampen-
Fassungen waren nicht mehr in der Decke verankert.



Der Decken-Ventilator vibrierte bei der Inbetriebnahme nur leicht,
drehte aber nicht mehr.

Beim Doppelbett waren drei Latten des Rostes gebrochen und
berührten den Zimmer-Boden. Der Gasdurchlauf-Erhitzer im
Küchenabteil war nicht zu gebrauchen und der Drehknopf für die
Reglage fehlte.

An dem uralten zweiflammigen Gasherd fehlte ebenfalls ein
Regulierungsknopf (derjenige für den Backofen). Im Duschabteil
war der Vorhang nur noch ein 2 Stellen aufgehängt, der Kalt-und
Heißwasser-Umschalter am Brause-Kopf hatte Wackelkontakt.

Später machte sich dies auch dadurch bemerkbar, dass nach ca.
2-3 Minuten Betrieb der 30 Ampère-Sicherungs-Automat
ausgelöst wurde und unser Paulchen plötzlich im Dunkeln stand.

Die Wasserspülung des WC's konnte nur mühsam wieder zum
Stillstand verleitet werden (der Auslösemechanismus streikte).
Am grossen Einbauschrank im Schlafraum waren bei 4 der 9
grossen Schubladen die Führungen defekt - sie liessen sich nicht
bewegen - waren verklemmt.

Die Fernbedienung des TV-Gerätes zerfiel beim Anfassen in ihre
Einzelteile und das Antennen-Zuleitungs-Koaxialkabel hatte keinen
Steckanschluss mehr.

Die beiden Wohnzimmer-Stühle waren wacklige Gestelle, die
periodisch wieder gerichtet werden mussten. Als "betriebssicher"
konnten nur gerade das Schlafsofa und der Ess-Tisch taxiert werden!

Paulchen schluckte 3x leer und unterzeichnete den Mietvertrag
trotz der Mißstände. Der Vermieter hatte ihm ja die
Nachbesserung der Beanstandungen in Aussicht gestellt ...

Dem Stempelaufdruck im Vertrag "Gas, Wasser und elektrische

Energie werden separat abgerechnet " mass er dabei keinerlei
Bedeutung zu.

Die erste Monatsmiete von BR 1'200 + die Kaution von  400 BR
bezahlte er nach seiner Unterschrift unter das Vertragswerk.

Die Vertrags-Dauer wurde auf 30 Tage festgelegt, was bei
möblierten Appartements mit Temporär-Vertragen in Brasilien
üblich ist.

Insgesamt erschienen in den folgenden Tagen 3 Handwerker, die
die beanstandeten Objekte in Ordnung stellen sollten. Einzig der
Schreiner war erfolgreich - die Schubladen des Einbauschrankes
erfüllten ihre Funktion wieder.

Die beiden "Elektrofachleute" sahen sich "die Bescherung" an,
erklärten, dass sie Ersatzteile besorgen müssten und wurden nie
mehr gesehen ...

Nach 10 Tagen hatte sich Paulchen in den eigenen vier Wänden
selber eingeschlossen! Der Schlüssel der Wohungstür liess sich
weder drehen, noch aus dem Schloss wieder entfernen!

Ein Anruf beim Portier brachte Hilfe: Ein Schlüsseldienst öffnete
die Tür, baute ein neues Schloss ein und verrechnete Paulchen
BR 120. Für die Rückerstattung dieses Betrages erklärte sich
der Vermieter jedoch nicht zuständig...

Und nun kommt's faustdick ...

Drei Tage vor Ablauf des ersten Monats erschien ein Gehilfe der
Agentur und eröffnete unserem Paulchen, dass der monatliche
Mietzins in Zukunft BR 1'500 betragen würde ...

Noch nie habe ich Paulchen derart ausrasten sehen, wie nach
dieser Mitteilung! Natürlich erklärte er sich damit nicht
einverstanden und beendete das Mietverhältnis.

Was ihn dann aber zu dem Eingangs erwähnten Ausspruch:
"Nie mehr Brasilien - nie mehr Copacabana! " bewegte, war, dass
er nun auch noch für verschiedene der beanstandeten Schäden
haftbar gemacht wurde (da kein Protokoll der Reklamationen
bei
 Mietantritt erstellt wurde!) und er bei der Kautions-Rückzahlung
nur noch ein "kleines Trinkgeld" entgegen
nehmen konnte!

Anmerkung von BrasilienRené

Ergo: Paulchen wurde wirklich "über den Tisch gezogen".

Ein Extrembeispiel? Leider nein!

Tatsächlich muss sich der Tourist zuerst vorsehen und seine
Vermittlungs-Agentur mit Bedacht und Vorsicht wählen!

Der Medizinhistoriker

NEU: Peter Dörig's Verse zum Zeitgeschehen ***
Der Medizinhistoriker
(von Peter Dörig) 21.09.2012



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