Montag, 29. April 2013

Pubertät – Achtung Baustelle!




Pubertät – Achtung Baustelle!

Am Mittwochabend erklärte der Jugendberater Olivier Andermatt aus
Uster, warum die endlosen Auseinandersetzungen mit Pubertierenden
nötig sind.


Rund 60 Zuhörer kamen in die Aula des Schulhauses Zentrum in 
Diessenhofen. „Alles ist im Umbruch. Baustellen, soweit das Auge reicht“. 
So beschrieb Andermatt den Übergang vom Kind zum Erwachsenen. Er 
eröffnete sein Referat mit einem Fragespiel. 

Wer Kinder im Alter von 12 bis 18 Jahren hat, soll aufstehen. Es war die
klare Mehrheit im Saal. Dann folgten weitere Fragen. Sie waren ernster 
Natur, aber träf und humorvoll formuliert, und es wurde viel gelacht. 

Anhand von Zitaten von Jugendlichen zeigte Andermatt deren 
komplizierte Gemütslage auf, zum Beispiel „ich bin im Schwebezustand. 

Alles ist kompliziert und ich bin auch kompliziert.“ Andermatt

erklärte den Zusammenhang zwischen der altersbedingten körperlichen 
Entwicklung und dem Verhalten der Jugendlichen. 

Bis zum Start der Pubertät, bei Mädchen etwa im elften und Jungen etwa 
im zwölften Lebensjahr, wachsen unzählige neue Verbindungen im 
Gehirn. Ab dann werden nicht gebrauchte Verbindungen gelöscht.

Das Gehirn passt sich so an die jeweilige soziale und kulturelle Umgebung 
an. Dies bewiesen Neurobiologen mit modernen bildgebenden Verfahren, 
zum Beispiel MRI (Magnetic Resonance Imaging). Andermatt erklärte nicht 
nur die Zusammenhänge, er gab auch Ratschläge. 

Wenn zum Beispiel die Tochter nicht wie vereinbart um 11 Uhr zu Hause 
sei, könnten die Eltern einige Kollegen anrufen und sagen, man sei
besorgt. Wichtig sei, den Kindern Grenzen zu setzen. Dabei soll ihnen 
Spielraum für eigene Erfahrungen, auch negative, gelassen werden. 

„Nicht kneifen, wenn das Kind eine Grenze überschreitet, sondern sich 
der Auseinandersetzung stellen. So fühlt sich das Kind ernst genommen“ 
rät Andermatt.

In der Pause offerierte der Elternrat der Sekundarschule einen Apero. 

Er hatte den Anlass organisiert. Dessen Präsident Beat Leuenberger 
fungierte als Moderator.

Nach der Pause diskutierten die Gäste über das Gehörte. Eine Zuhörerin 
fragte, wer in der Pubertät schwieriger sei, Mädchen oder Buben. „Mit 
Mädchen findet man leichter das Gespräch, mit Buben kann man einfacher 
etwas unternehmen“ antwortete Andermatt. 

Die Gäste diskutierten dann die Frage, wie man das Gespräch
mit einem verschlossenen Kind findet. Sie waren der Meinung, dass man 
sich für scheue Jugendliche noch mehr Zeit nehmen müsse. 

Karin Salzmann, Sozialarbeiterin an der Schule Diessenhofen, erzählte, 
sie habe einmal einen Brief geschrieben, um ein Kind zu erreichen. 
Andermatt gab zu bedenken, es sei oft schwierig zu unterscheiden, ob 
Jugendliche für sich sein wollen oder ob sie ein echtes Problem haben.

Der Psychotherapeut Olivier Andermatt arbeitet seit rund zwanzig Jahren 
als Jugendberater. Er ist Mitbegründer von „Respect!“. Diese Organisation 
bietet Selbstbehauptungskurse für Jungs an. 

Als erfahrener Karate- und Aikido-Kämpfer ist Andermatt Anleiter für 
„Kampfesspiele“, einer Form von Gewaltprävention. Er bringt den jungen 
Männern bei, wie sie sich in Konflikten besser behaupten können.


Dieter Ritter (dr)
© Text und Fotos von Dieter Ritter



Olivier Andermatt, erfahrener Jugendberater, referierte über den Übergang vom Kind zum
Erwachsenen.



Die Zuhörer, meistens Eltern von Kindern in der Pubertät, folgten gespannt den Ausführungen
von Olivier Andermatt, Jugendberater


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