Samstag, 11. Mai 2013

NEU: Serie «Hallen für Neue Kunst» *** Aus Urs Raussmüllers Tagebuch (4)





Serie «Hallen für Neue Kunst» 
Im Gespräch mit dem Begründer Urs Raussmüller (Folge IV)

Das Wunder der Inspiration

SCHAFFHAUSEN. Im Gespräch mit Urs Raussmüller begibt sich der
«Schaffhauser Bock» auf die Suche nach den Werten und dem Wert der
Hallen für Neue Kunst.
 

Wenn man genau betrachtet tragen Tiere, Pflanzen und gar Steine 
Konturen des menschlichen Lebens. Fantasie und Freiheit sind zwei 
treibende Kräfte. Durch die Fantasie unterscheidet sich der Mensch von 
den anderen Lebewesen. Wir haben aber auch die Freiheit zu 
entscheiden, welcher Gegenstand für mich Kunst ist, ganz egal was die 
Gelehrten dazu sagen. 

Ein Kunstwerk kann somit ein jegliches Ding sein, der in unser Leben tritt 
und es verändert. Das kann eine rotgestrichene Sitzbank im Park sein, 
oder eine Kinderschaukel die der Wind gerade wippt. Inspiration tritt 
unerwartet ein. Es ist ein unsichtbarer Ideenbaum im Geiste. Seine 
Früchte warten nur darauf erfasst zu werden. 


«Schaffhauser Bock»: Hat ein Kunstwerk in jedem Fall eine Fantasie 
beflügelnde Wirkung auf den Betrachter, oder braucht es Substanz, damit 
diese Wirkung über die Zeit gesehen immer wieder einsetzt?

Raussmüller: Dazu möchte ich ein Beispiel bringen. Wenn man in die 
Hallen für Neue Kunst eintritt, sieht man zunächst das Empfangspult und 
dann, einige Schritte weiter, Gemälde von Robert Mangold. 

Nun, ich bin 15 Jahre hier herein gekommen und unendlich viele Male an 
diesen Gemälden vorbei gegangen. Eines Tages haben wir ein Werk 
abgehängt. Als ich dann wieder hier vorbei ging, sah ich etwas, was ich 
zuvor nie so gesehen hatte: ich erlebte die intensive Präsenz eines 
Werks. 

Vorher hatte ich es immer nur zusammen mit dem anderen gesehen, also 
immer zwei zugleich. Ich war sehr erstaunt über die Wirkung. So 
erstaunt, dass ich 20 Minuten stehen blieb und... (weiterlesen...)



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