(von Schmutzli)
Kampf gegen die Krippennorm
«Mama, warum muss Tammy aufhören?» Ja, warum? Falls es soweit
kommen sollte, dass Tammy’s Daycare Center tatsächlich schliessen
muss, wird es nicht einfach sein, es meiner fünfjährigen Tochter zu
erklären.
Seit 23 Jahren betreibt die gebürtige Israelin Tammy Gross ihren
Kinderhütedienst im Zürcher Seefeld. In dieser Zeit gingen Kinder etlicher
Nationalitäten bei ihr ein und aus.
Eltern, die unregelmässig arbeiten, Eltern auf der Durchreise, Expats,
Eltern, die ihr Kind stundeweise in guten Händen wissen wollten, loben
Tammy’s Daycare Center über den grünen Klee.
«Ich will ein Babysitter bleiben»
So auch ich. Die Kinder werden bei der ausgebildeten Kindergärtnerin
bestens betreut. Davon zeugen unzählige Dankesschreiben aus aller
Welt.
Und da es sich eben gerade nicht um eine Kinderkrippe mit all ihren
starren Regeln handelt, wird der Wunsch vieler Eltern nach einer flexiblen
Kinderbetreuung wahr. Meine ältere Tochter ist im Kindergarten und bei
Gross immer noch willkommen, zum Beispiel in den Ferien. Die Jüngere
geht zu «Tammy», mal regelmässiger, mal nicht. Je nach Bedarf.
In 23 Jahren kam es zu keiner Beanstandung. Das wissen auch die
Beamten des Sozialdepartements. Sie kennen Gross’ Betreuungsangebot
und bescheinigten ihr, dass es ein Kinderhütedienst und keine Krippe sei
und daher keiner Bewilligungspflicht unterstehe.
Das war 2006. Am Angebot hat sich seither nichts geändert. An der
Haltung des Sozialdepartements dagegen schon. Weil ein Beamter bei
einem Besuch 15 Kinder antraf, kommt das Sozialdepartement zum
Schluss, dass es nun doch eine Bewilligung braucht.
Weiterer Steine des Anstosses waren die Öffnungszeiten auf der Website
und dass Gross die Kinder verpflegt.
Mit Verlaub, da hat der Amtsschimmel ziemlich laut gewiehert. Es liegt in
der Natur von Gross’ Angebot, dass es mal vorkommen kann, dass
mehrere Kinder während einer bestimmten Zeit betreut werden. Das
weiss das Sozialdepartement seit 23 Jahren.
Oder braucht nun eine Nachbarin auch eine Bewilligung, wenn sie
mehrere Kinder ihrer berufstätigen Nachbarn während der Ferien
betreut? Die Öffnungszeiten sind seit Jahren dieselben. Und was die
Verpflegung angeht: Wäre es dem Sozialdepartment lieber, Gross würde
die Kinder hungern lassen?
Das mag zugespitzt sein. Der Bescheid des Sozialdepartements ist es
leider nicht. Tammy Gross darf ihr Daycare Center nur weiter betreiben,
wenn sie alle Auflagen einer Krippe erfüllt. Auf das Angebot, eine
Bewilligung nur für die regelmässig zu betreuenden Kinder einzureichen,
sei das Sozialdepartment nicht eingegangen, so Gross.
Will heissen: Eltern müssten sich in Zukunft nach einer anderen
Möglichkeit umsehen, ihre Kinder stundenweise oder über eine bestimmte
Zeit betreuen zu lassen. Und Eltern, die unregelmässig arbeiten, müssten
einen Vertrag für bestimmte Tage abschliessen, und die auch bezahlen,
egal, ob das Kind in der Krippe ist oder nicht.
Wie sagte es Martin Waser, Vorsteher des Sozialdepartements, in der
Broschüre «Alternativen zur Kita» der Stadt Zürich? Die Stadt brauche
eine breite Palette von Kinderbetreuungsangeboten.
Die Angebote sollen «mit den Kitas einen Teppich bilden, der die Familien
mit unterschiedlichen Bedürfnissen im Alltag unterstützt». So viel zu den
Worten. Eine Krippe mehr, ein elternfreundliches Angebot weniger, so viel
zu den Taten des Sozialdepartements. Und wie erkläre ich es meiner
Tochter, Herr Waser?
«Mama, warum muss Tammy aufhören?» Ja, warum? Falls es soweit
kommen sollte, dass Tammy’s Daycare Center tatsächlich schliessen
muss, wird es nicht einfach sein, es meiner fünfjährigen Tochter zu
erklären.
Seit 23 Jahren betreibt die gebürtige Israelin Tammy Gross ihren
Kinderhütedienst im Zürcher Seefeld. In dieser Zeit gingen Kinder etlicher
Nationalitäten bei ihr ein und aus.
Eltern, die unregelmässig arbeiten, Eltern auf der Durchreise, Expats,
Eltern, die ihr Kind stundeweise in guten Händen wissen wollten, loben
Tammy’s Daycare Center über den grünen Klee.
«Ich will ein Babysitter bleiben»
So auch ich. Die Kinder werden bei der ausgebildeten Kindergärtnerin
bestens betreut. Davon zeugen unzählige Dankesschreiben aus aller
Welt.
Und da es sich eben gerade nicht um eine Kinderkrippe mit all ihren
starren Regeln handelt, wird der Wunsch vieler Eltern nach einer flexiblen
Kinderbetreuung wahr. Meine ältere Tochter ist im Kindergarten und bei
Gross immer noch willkommen, zum Beispiel in den Ferien. Die Jüngere
geht zu «Tammy», mal regelmässiger, mal nicht. Je nach Bedarf.
In 23 Jahren kam es zu keiner Beanstandung. Das wissen auch die
Beamten des Sozialdepartements. Sie kennen Gross’ Betreuungsangebot
und bescheinigten ihr, dass es ein Kinderhütedienst und keine Krippe sei
und daher keiner Bewilligungspflicht unterstehe.
Das war 2006. Am Angebot hat sich seither nichts geändert. An der
Haltung des Sozialdepartements dagegen schon. Weil ein Beamter bei
einem Besuch 15 Kinder antraf, kommt das Sozialdepartement zum
Schluss, dass es nun doch eine Bewilligung braucht.
Weiterer Steine des Anstosses waren die Öffnungszeiten auf der Website
und dass Gross die Kinder verpflegt.
Mit Verlaub, da hat der Amtsschimmel ziemlich laut gewiehert. Es liegt in
der Natur von Gross’ Angebot, dass es mal vorkommen kann, dass
mehrere Kinder während einer bestimmten Zeit betreut werden. Das
weiss das Sozialdepartement seit 23 Jahren.
Oder braucht nun eine Nachbarin auch eine Bewilligung, wenn sie
mehrere Kinder ihrer berufstätigen Nachbarn während der Ferien
betreut? Die Öffnungszeiten sind seit Jahren dieselben. Und was die
Verpflegung angeht: Wäre es dem Sozialdepartment lieber, Gross würde
die Kinder hungern lassen?
Das mag zugespitzt sein. Der Bescheid des Sozialdepartements ist es
leider nicht. Tammy Gross darf ihr Daycare Center nur weiter betreiben,
wenn sie alle Auflagen einer Krippe erfüllt. Auf das Angebot, eine
Bewilligung nur für die regelmässig zu betreuenden Kinder einzureichen,
sei das Sozialdepartment nicht eingegangen, so Gross.
Will heissen: Eltern müssten sich in Zukunft nach einer anderen
Möglichkeit umsehen, ihre Kinder stundenweise oder über eine bestimmte
Zeit betreuen zu lassen. Und Eltern, die unregelmässig arbeiten, müssten
einen Vertrag für bestimmte Tage abschliessen, und die auch bezahlen,
egal, ob das Kind in der Krippe ist oder nicht.
Wie sagte es Martin Waser, Vorsteher des Sozialdepartements, in der
Broschüre «Alternativen zur Kita» der Stadt Zürich? Die Stadt brauche
eine breite Palette von Kinderbetreuungsangeboten.
Die Angebote sollen «mit den Kitas einen Teppich bilden, der die Familien
mit unterschiedlichen Bedürfnissen im Alltag unterstützt». So viel zu den
Worten. Eine Krippe mehr, ein elternfreundliches Angebot weniger, so viel
zu den Taten des Sozialdepartements. Und wie erkläre ich es meiner
Tochter, Herr Waser?
Monica Fahmy*
*Monica Fahmy leitet das Ressort Reporter von
Tagesanzeiger.ch/Newsnet. Sie ist Mutter von zwei Kindern.
Das entsprechende Video von TeleZüri:
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