Serie «Hallen für Neue Kunst»
Im Gespräch mit dem Begründer
Urs Raussmüller (Folge II)
Ist ein Stickmännchen schon Kunst?
SCHAFFHAUSEN. In der ersten Folge sprach der «Schaffhauser Bock»
mit Urs Raussmüller unter anderem darüber, dass man, um auf eine
«Goldader» im Geiste zu stossen, das was man bereits weiss, ablegen
sollte. Denn dieses Wissen blockiert. Kinder etwa begegnen der Welt,
ohne über sie etwas zu wissen.
Sie werten nicht – sie staunen. Die Kinder treibt die Sehsucht nach etwas
Neuem voran. «Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht
Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten,
Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die
Menschen die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer», sagte
Antoine de Saint-Exupéry.
Sol LeWitt entwickelte in logischen Kombinationsreihen eine überraschende
Vielfalt visueller Eindrücke als Wall Drawings
Schaffhauser Bock: Soll der Betrachter sich auf Eindrücke ohne sie
innerlich zu sezieren einlassen?
Urs Raussmüller: Wer sich hier in den Hallen einfindet, bewegt sich
in einem künstlerischen Ambiente. Um ihn herum sind Gegenstände,
Kunstwerke, in die kreative Leistung eingeflossen ist. Wenn er nun diese
Gegenstände sieht, also wirklich sieht, muss er selbst eine Leistung
erbringen. Er muss sich buchstäblich ein Bild von dem machen, was er vor
sich hat. Was meinen Sie, wie man sieht?
Schaffhauser Bock: Mit den Augen!
Urs Raussmüller: Nur mit Ihren Augen? Sie haben diese zwei
kleinen Löcher hier…
Schaffhauser Bock: Aber die schicken doch Informationen ans
Gehirn weiter!
Urs Raussmüller: Ja, diese Löcher geben Informationen über das,
was ihnen energetisch widerfährt. Das sind Impulse, die über den
Sehnerv in das Hirn gelangen. Und erst hier, in Ihrem Hirn, entwickelt sich
das Bild. Das, was Sie sehen, ist nicht unbedingt das Gemälde, das hier
hängt. Das ist unter Umständen viel mehr. Denn das Gemälde ist ja nicht
isoliert.
Schaffhauser Bock: Persönliche Emotionen, Erfahrungen fliessen in
das Bild hinein? Das fremde Bild bekommt sozusagen meine subjektive
Note?
Urs Raussmüller: Ja, sicher! Das ist eine beachtliche Leistung, die
das Hirn hier erbringt.
Schaffhauser Bock: Gut, es ist ein Glücksfall wenn so ein Mensch in
die Hallen kommt und diesen Prozess durchmacht.
Urs Raussmüller: Gut ist es, wenn ihm dieser Prozess bewusst
wird.
Schaffhauser Bock: Es gibt aber Menschen, die hierher kommen
und sagen, ich verstehe nichts, interessiert mich nicht.
Urs Raussmüller: Manche sagen sogar: da ist nichts! Aber da muss
man aufpassen. Denn jetzt haben wir mit etwas anderem zu tun: mit der
Erwartung. In unserem Hirn gibt es die Erinnerung. Also Bilder von etwas,
das schon war. Die können sehr prägend sein. Was passiert da also mit ...
Im Gespräch mit dem Begründer
Urs Raussmüller (Folge II)
Ist ein Stickmännchen schon Kunst?
SCHAFFHAUSEN. In der ersten Folge sprach der «Schaffhauser Bock»
mit Urs Raussmüller unter anderem darüber, dass man, um auf eine
«Goldader» im Geiste zu stossen, das was man bereits weiss, ablegen
sollte. Denn dieses Wissen blockiert. Kinder etwa begegnen der Welt,
ohne über sie etwas zu wissen.
Sie werten nicht – sie staunen. Die Kinder treibt die Sehsucht nach etwas
Neuem voran. «Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht
Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten,
Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die
Menschen die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer», sagte
Antoine de Saint-Exupéry.
Sol LeWitt entwickelte in logischen Kombinationsreihen eine überraschende
Vielfalt visueller Eindrücke als Wall Drawings
Schaffhauser Bock: Soll der Betrachter sich auf Eindrücke ohne sie
innerlich zu sezieren einlassen?
Urs Raussmüller: Wer sich hier in den Hallen einfindet, bewegt sich
in einem künstlerischen Ambiente. Um ihn herum sind Gegenstände,
Kunstwerke, in die kreative Leistung eingeflossen ist. Wenn er nun diese
Gegenstände sieht, also wirklich sieht, muss er selbst eine Leistung
erbringen. Er muss sich buchstäblich ein Bild von dem machen, was er vor
sich hat. Was meinen Sie, wie man sieht?
Schaffhauser Bock: Mit den Augen!
Urs Raussmüller: Nur mit Ihren Augen? Sie haben diese zwei
kleinen Löcher hier…
Schaffhauser Bock: Aber die schicken doch Informationen ans
Gehirn weiter!
Urs Raussmüller: Ja, diese Löcher geben Informationen über das,
was ihnen energetisch widerfährt. Das sind Impulse, die über den
Sehnerv in das Hirn gelangen. Und erst hier, in Ihrem Hirn, entwickelt sich
das Bild. Das, was Sie sehen, ist nicht unbedingt das Gemälde, das hier
hängt. Das ist unter Umständen viel mehr. Denn das Gemälde ist ja nicht
isoliert.
Schaffhauser Bock: Persönliche Emotionen, Erfahrungen fliessen in
das Bild hinein? Das fremde Bild bekommt sozusagen meine subjektive
Note?
Urs Raussmüller: Ja, sicher! Das ist eine beachtliche Leistung, die
das Hirn hier erbringt.
Schaffhauser Bock: Gut, es ist ein Glücksfall wenn so ein Mensch in
die Hallen kommt und diesen Prozess durchmacht.
Urs Raussmüller: Gut ist es, wenn ihm dieser Prozess bewusst
wird.
Schaffhauser Bock: Es gibt aber Menschen, die hierher kommen
und sagen, ich verstehe nichts, interessiert mich nicht.
Urs Raussmüller: Manche sagen sogar: da ist nichts! Aber da muss
man aufpassen. Denn jetzt haben wir mit etwas anderem zu tun: mit der
Erwartung. In unserem Hirn gibt es die Erinnerung. Also Bilder von etwas,
das schon war. Die können sehr prägend sein. Was passiert da also mit ...
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