Dienstag, 22. Mai 2012

Copacabana-Flash Nr. 12
Alltags-Geschichten von der Copacabana (1)Paulchen, der kleingewachsene, 55-jährige Deutsche, der direkt über
mir ein möbiliertes Appartement in Temporärmiete bezogen hat, ist
ausser sich und kocht vor Wut!
Er beschwert sich lauthals über die "kriminellen Machenschaften" seiner
Wohnungs-Vermittlungs-Agentur.

"Nie mehr Brasilien - nie mehr Copacabana!", schwört er mir.

Ich mache ihn lediglich auf die Meineids-Sanktionen aufmerksam ... - Denn
Paulchen wird in einem Jahr (und etwa zur gleichen Jahreszeit) wieder
hier anzutreffen sein. Es gibt für ihn ganz einfach keine Alternative!

"Wer einmal an der Copacabana Wasser getrunken hat - der kehrt immer
wieder an die "Copa" zurück! "Eine alte Indianer-Weisheit - leicht abgewandelt!

Ergo werden auch für 2011 die acht Wochen Urlaub von Paulchen wieder
am Traumstrand der Copacabana gebucht werden. Mit einem Unterschied
alledings - diesmal bei einer von mir empfohlenen und als seriös
geltenden Vermittlungs-Agentur!

Die "Leidensgeschichte" von Paulchen

Paulchen verbringt seit über 5 Jahren regelmässig seine Ferien in Rio de
Janeiro. Unterkunft hatte er bisher immer bei der Familie seiner
brasilianischen Freundin Ana gefunden.

So auch 2010. Vor 6 Wochen (und nach einem grösseren Familienkrach)
entschloss er sich jedoch, eine eigene Bleibe zu suchen.

Gesagt - getan. Angebote gab es nach der Hochsaison (Mitte November
bis Ende Februar) genügend. Ein grosser Leuchtreklame-Kasten mit der
Aufschrift "Apartamentos para Temporada" an einer der Hauptdurchgangs-
Strassen schien für ihn die richtige Adresse zu sein.

Die Offerte von BR $ 1'200 Reais pro Monat für ca.. 30 Quadratmeter
möbilierten Wohn-Raums hielt er für marktkonform und für seine
Verhältnisse akzeptabel.

Bei der Besichtigng dann der erste Schock: Die Wohnung war schmal und
lang - ein "Schlauch" also. Ein Fenster gegen die Avenida Prado Júnior
war an der Schmalseite vorhanden und brachte etwas Licht in den Raum.

Alle (!) Glühbirnen hingen frei im Raum, denn die Lampen-Fassungen
waren nicht mehr in der Decke verankert.



Der Decken-Ventilator vibrierte bei der Inbetriebnahme nur leicht, drehte
aber nicht mehr.

Beim Doppelbett waren drei Latten des Rostes gebrochen und berührten
den Zimmer-Boden. Der Gasdurchlauf-Erhitzer im Küchenabteil war nicht
zu gebrauchen und der Drehknopf für die Reglage fehlte.

An dem uralten zweiflammigen Gasherd fehlte ebenfalls ein
Regulierungsknopf (derjenige für den Backofen). Im Duschabteil war der
Vorhang nur noch ein 2 Stellen aufgehängt, der Kalt-und Heißwasser-
Umschalter am Brause-Kopf hatte Wackelkontakt.

Später machte sich dies auch dadurch bemerkbar, dass nach ca.
2-3 Minuten Betrieb der 30 Ampère-Sicherungs-Automat ausgelöst wurde
und unser Paulchen plötzlich im Dunkeln stand.

Die Wasserspülung des WC's konnte nur mühsam wieder zum Stillstand
verleitet werden (der Auslösemechanismus streikte). Am grossen
Einbauschrank im Schlafraum waren bei 4 der 9 grossen Schubladen die
Führungen defekt - sie liessen sich nicht bewegen - waren verklemmt.

Die Fernbedienung des TV-Gerätes zerfiel beim Anfassen in ihre
Einzelteile und das Antennen-Zuleitungs-Koaxialkabel hatte keinen
Steckanschluss mehr.

Die beiden Wohnzimmer-Stühle waren wacklige Gestelle, die periodisch
wieder gerichtet werden mussten. Als "betriebssicher" konnten nur
gerade das Schlafsofa und der Ess-Tisch taxiert werden!

Paulchen schluckte 3x leer und unterzeichnete den Mietvertrag trotz der
Mißstände. Der Vermieter hatte ihm ja die Nachbesserung der
Beanstandungen in Aussicht gestellt ...

Dem Stempelaufdruck im Vertrag "Gas, Wasser und elektrische Energie
werden separat abgerechnet " mass er dabei keinerlei Bedeutung zu.

Die erste Monatsmiete von BR $ 1'200 + die Kaution von $ 400 BR
bezahlte er nach seiner Unterschrift unter das Vertragswerk.

Die Vertrags-Dauer wurde auf 30 Tage festgelegt, was bei möblierten
Appartements mit Temporär-Vertragen in Brasilien üblich ist.

Insgesamt erschienen in den folgenden Tagen 3 Handwerker, die die
beanstandeten Objekte in Ordnung stellen sollten. Einzig der Schreiner
war erfolgreich - die Schubladen des Einbauschrankes erfüllten ihre
Funktion wieder.

Die beiden "Elektrofachleute" sahen sich "die Bescherung" an, erklärten,
dass sie Ersatzteile besorgen müssten und wurden nie mehr gesehen ...

Nach 10 Tagen hatte sich Paulchen in den eigenen vier Wänden selber
eingeschlossen! Der Schlüssel der Wohungstür liess sich weder drehen,
noch aus dem Schloss wieder entfernen!

Ein Anruf beim Portier brachte Hilfe: Ein Schlüsseldienst öffnete die Tür,
baute ein neues Schloss ein und verrechnete Paulchen BR 120 $. Für die
Rückerstattung dieses Betrages erklärte sich der Vermieter jedoch nicht
zuständig...

Und nun kommt's faustdick ...

Drei Tage vor Ablauf des ersten Monats erschien ein Gehilfe der Agentur
und eröffnete unserem Paulchen, dass der monatliche Mietzins in Zukunft
BR $ 1'500 betragen würde ...

Noch nie habe ich Paulchen derart ausrasten sehen, wie nach dieser
Mitteilung! Natürlich erklärte er sich damit nicht einverstanden und
beendete das Mietverhältnis.

Was ihn dann aber zu dem Eingangs erwähnten Ausspruch: "Nie mehr
Brasilien - nie mehr Copacabana! " bewegte, war, dass er nun auch noch
für verschiedene der beanstandeten Schäden haftbar gemacht wurde
(da kein Protokoll der Reklamationen bei Mietantritt erstellt wurde!) und
er bei der Kautions-Rückzahlung nur noch ein "kleines Trinkgeld" entgegen
nehmen konnte!

Anmerkung von BrasilienRené

Paulchen wurde in diesem Falle wirklich "über den Tisch gezogen".
Ein Extrembeispiel? Leider nein! Tatsächlich muss sich der Tourist
vorsehen und seine Vermittlungs-Agentur mit Bedacht und Vorsicht
wählen!

Für Referenzen, Entscheidungshilfen oder Unterstützung bei der
Wohnungssuche stehe ich ihnen bei Bedarf gerne über meine E-Mail -
Adresse (
rene@copacabana.li) zur Verfügung.

Keine Kommentare:

Teilen