Dienstag, 22. Mai 2012

Hotelpreise für Rio+20 explodieren

Wie jetzt bekannt wurde, so wollen immer mehr Länder weniger
Delegierte nach Rio entsenden. Der Grund hierfür ist nicht etwa das
mangelnde Interesse an dem Gipfel, welcher die Chance hat die größte
Konferenz zu werden, welche die Vereinten Nationen bis dato
ausgerichtet haben.
 



Nein, es sind die Hotelpreise, die immer mehr Delegierte abschrecken am 
Rio+20-Gipfel teilzunehmen. Der Preis von 600 Euro pro Nacht für eine 
Übernachtung in der Fünfsternekategorie, dass ist dann doch den 
meisten zu viel.

Das sieht jedoch der Konferenzbeauftragte der Stadt Rio völlig anders, 
denn Sérgio Besserman kann gar nicht die Kritik von elf Abgeordneten 
des Europaparlaments bzgl. der angehobenen Hotelpreise passend zum 
Gipfel verstehen. Bessermann bezeichnete es “zutiefst unglücklich“ dass 
die Abgeordneten scharfe Kritik an den Übernachtungspreisen geäußert 
hatten. 

Denn seiner Meinung nach wurden diese Preise ja auch in der 
Vergangenheit in Paris oder New York ohne Einspruch akzeptiert. Für ihn 
sind solche Äußerungen ein Zeichen dafür, dass es noch viele nicht 
verstanden haben oder akzeptieren wollen, dass auch Brasilien 
inzwischen wirtschaftlich wesentlich besser dasteht, als dies früher der 
Fall war – somit sich auch die Preisgefüge nach oben hin verändert 
haben.


Sérgio Bessermann


Fakt ist jedoch, dass alleine die Europäische Union ihre Delegation um 30 
Prozent gekürzt hat. Somit ist es eher fraglich, ob letztendlich auch 
tatsächlich die einst erwarteten 50.000 Rio+20-Gipfel-Teilnehmer auch 
tatsächlich kommen werden. 

Von Seiten der Regierung wird nun versucht Druck auf die Hoteliers 
auszuüben, damit der Ruf des Gipfels nicht auch noch wegen diesem 
Punkt stark leidet. Ob sich die Hoteliere aber letztendlich diesem Druck 
beugen werden, dies ist mehr als fraglich.

Schließlich galt schon immer für Rio die einfache Faustregel, dass man die 
eh schon hohen Hotelpreise zu Silvester und Karneval einfach nur mit drei 
multiplizieren brauchte, um dann die jeweiligen Saison-Preise zu erhalten. 
An dieser Vorgehensweise hielt man sich auch zuerst bei dem Rio+20-
Gipfel, nur diesmal juckte es wohl zu vielen Hoteliers in den Fingern die 
Grenzen auszutesten und zu schauen, was der Markt tatsächlich bereit 
ist herzugeben. 

Auch die Pflichtpakete in Rio für Wochenenden oder vor oder nach 
Feiertagen, wo über den gesamten Zeitraum gebucht werden muss ganz 
gleich ob man das Zimmer letztendlich benötigt oder nicht, wurde auf den 
Rio+20-Gipfel angewendet. 

So offerieren die großen und bedeutenden Hotels fast alle ausschließlich 
nur ein Zimmer für den gesamten Gipfelzeitraum, ganz gleich wie lange 
man tatsächlich an diesem teilnehmen kann oder möchte.

Die brasilianische Regierung, die sich nun medienwirksam bei den 
Hoteliers für eine Senkung der Hotelpreise einsetzt, trägt jedoch an 
diesen eine hohe Mitverantwortung. Schließlich war es das 
Außenministerium, welches eine Agentur vor mehreren Monaten damit 
beauftragt hatte, rund 70 Prozent der Zimmer in der Vier- und Fünfsterne-
Kategorie zu reservieren. 


Wer ein so großes Kontingent an Hotelbetten bucht, der erhält auf dem 
freien Markt einen gehörigen Preisnachlass. Normalerweise zumindest – 
aber nicht in Rio. Denn selbst gegenüber der Agentur wurden die Preise 
kräftig erhöht, anstatt dass ein Rabatt gewährt wurde. 

Die Agentur packte dann noch einmal eine Gewinnmarge von 30 Prozent 
für sich oben drauf.

Eigentlich hätte der Konferenzbeauftragte mit seiner Kritik an den elf 
Europa- parlament-Abgeordneten, die sich über die zu hohen Preise 
beschwert hatten, lieber hinter dem Berg halten sollen. Denn auch aus 
Brasilien selber hagelt es immer lauter werdende Kritik. 

So musste man in Brasília feststellen, dass für die einhundert 
Abgeordneten welche man nach Rio entsenden wollte, der knapp 
kalkulierte Spesen-Etat für die Übernachtungen nicht ausreicht. Die 
Umweltministerin Izabel Teixeira machte keinen Hehl daraus, dass sie in 
Rio lieber bei Freunden übernachten werde, um Kosten zu sparen, als das 
Geld den Hotels hinterherzuwerfen. 

Glück dem, der dann wahre Freunde vor Ort hat, denn anders als in 
Europa ist es in Brasilien nicht üblich Privatzimmer anzubieten – und wer 
dies tut, der will meist ebenfalls kräftig Kasse machen.

Viele sehen jetzt bereits in dem Rio+20-Gipfel die Generalprobe zum 
Abkassieren für die anstehende Fußball-WM. Die Anzahl der Hotelbetten 
von derzeit rund 32.000 Betten soll bis dahin zwar noch einmal um 
17.000 weitere Hotelzimmer erhöht werden, und falls diese Anzahl an 
Übernachtungsmöglichkeiten nicht ausreicht sollen riesige 
Kreuzfahrtschiffe im Hafen vor Anker gehen – aber obsich dadurch ein 
günstigeres Preisgefüge für die Fußball-Fans ergibt ist mehr als fraglich.

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