08. Dezember
Wer bin ich?
Ein kleiner Kristall ist in luftigen Höhe entstanden und tanzt zur Erde.
Die Welt ist dunkel, doch der Mond macht ihn glänzend und er ist
wunderschön.
„Ich wünsche die Welt zu erhellen. Aber wo sind die anderen Kristalle?“
Weit und breit ist er allein. Er entdeckt: Der Himmel wird heller und die
Sonnestrahlen finden zu ihm, so dass er plötzlich viele glitzernde Farben
in sich vereint.
„Ich möchte auf Wanderschaft gehen und vieles entdecken!“denkt er vor
sich hin. Da plötzlich lässt ihn der Wind davon rollen, er fliegt ein
bisschen, hüpft auf und ab. Er schaut sich um.
„Was werde ich auf meiner Reise alles sehen?“ fragt er sich.
Im herbstlichen Norden will die Sonne sich nicht zeigen. Dort liegt eher
eine graue Stimmung über den Feldern und den Wäldern. Am kleinen
Kristall fliegt etwas vorbei – es ist ein grünes Blatt.
Er sieht aber auch verfärbte Blätter. Ihre Farben sind stumpf. Sobald der
Kristall sie leicht berührt fangen die Blätter zu glänzen an.
„Schön seid ihr, freut euch!“ ruft der kleine Kristall ihnen zu.
Er begegnet Ahorn- und Birkenbäumen.
Ihre Blätter wirken traurig, obwohl sie rotgelborangefarbig sind. Der
Kristall berührt sie und bringt sie zum Glänzen. Es wird immer kälter und
kälter.
„Wunderschön“, flüstert der kleine Kristall im Selbstgespräch.
Ein starker Windstoss trägt ihn ins grüne Gras. „Oh, schön weich ist es
da!“, murmelt der besondere, schöne Kristall.
Ein Vögelchen hüpft zu ihm hin. Sie schauen einander an, und schwupps
ist der kleine Kristall im Vogelschnabel verschwunden. Der Kristall schmilzt
und löscht den Durst des Finken. Die Kälte plustert dem Tierchen das
Gefieder auf.
„Ich bin ein kleiner neugieriger Schneekristall gewesen!“
Viele weitere Frostkristalle helfen die farbigen Blätter zu verzieren, sie
erhalten ein Frost-Kränzlein spitzig weissglitzernd. So wird der Indian
Summer in Amerika zu einem nicht alltäglichen Erlebnis.
© Isobel Hess
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen