Dienstag, 27. November 2012

Geschichtliches *** Die Umfahrung von Uesslingen

NEU: Literaten-Café (1) >> 8,9 Mio. Franken für Uesslinger Umfahrung vom 4.12.1984 (von Alfons Lenz) (26.11.2012)


In der
Thurgauer Volkszeitung
vom 4. Dezember 1984
ist nachstehender Artikel erschienen


In fünf Jahren wird die Thurbrücke Frauenfeld mit Uesslingen verbindet
hundert Jahre alt. Daraus lässt sich unschwer ablesen, dass sie den
Anforderungen des modernen Verkehrs aus Altersschwäche kaum mehr
gewachsen ist. 

Sie wurde zwar im Jahre 1931 verstärkt, doch seit 1970 ist eine 
Gewichtsbeschränkung in Kraft, um so einen möglichen Einsturz
zu verhindern. 

Das beschert dem Schwer- und Landwirtschaftsverkehr Probleme, denn 
die begrenzte Benutzbarkeit der Brücke macht Umwege notwendig, was 
den regionalen Nebenstrassen Mehrbelastungen einträgt und im weitern 
aus der Sicht des Energieverbrauchs fragwürdig geworden ist. 

Neubauten scheiterten an Geldknappheit

Das Problem der Uesslinger Brücke, einher mit einer Umfahrung des 
Dorfes, liegt schon seit Jahren auf dem Tisch des Regierungsrates.
Seit bekannt ist, dass sich die bestehende Brücke aus technischen 
Gründen nicht verstärken lässt, trägt man sich mit dem Gedanken, 
eine neue zu bauen. 

Schon 1970 wurden Ueberlegungen angestellt, auf welche Weise der 
Thurübergang saniert werden könnte, und im Zuge der damals laufenden 
Güterzusammenlegung schied man sicherheitshalber Land für ein Trassee 
einer ortsfernen Umfahrungs-strasse aus. 

Dieses Vorhaben hätte 1975 in Angriff genommen werden sollen, wurde 
über wegen fininzieller Engpässe im kantonalen Strassebau sitiert. Den 
Faden nahm die Regierung im Jahr 1981 wieder auf. 

Und im Hinblicke auf eine bedarfs-, umwelt- und finanzgerechte
Lösung liess sie zusätzlich zur bestehenden Umfahrungsvariante
noch zwei weitere Versionen projektieren, so dass schliesslich drei
Möglichkeiten zur Auswahl standen. 

Nur geringe Kostenunterschiede

Die erste Variante sieht vor, die neue Thurbrücke am alten Standort
zu errichten, die Strasse zwischen Horgenbach und Thurbrücke 
auszubauen, einen separaten Radweg mit Grünstreifen zu erstellen,
in Uesslingen die Ortsdurchfahrt zu korrigieren und dort ein Trottoir
anzubringen. 

Das würde rund 6,8 Mio. Franken kosten - die ortsferne
Umfahrungsstrasse sieht im Projektierunsstadium vom Jahr 1983 eine
Lösung mit einer Fahrbahnbreite von 7,50 Meter vor. 

Eine in dieser ariante vordem geplante Unterführung für die 
Querverbindung nach Wyden sowie für eine Flurstrasse nördlich der Thur 
soll reduziert, bzw. im Falle der Flurstrasse fallengelassen werden. Das 
kostet den Kanton 8,9 Mio. Franken und benötigt 58000 Quadratmeter 
Land. 

Die dritte Variante, eine ortsnahe Umfahrungsstrase beinhaltet einen 
Strassen ausbau zwischen Horgenbach und dem südlichen Ende der 
alten Thurbrücke auf eine Breite von 7,50 Meter sowie einen Radstreifen.

Zusätzlich wurden im Zusammenhang mit dieser Variante diverse 
Alternativen für Anschlüsse der Staatsstrasse Uesslingen-Ellikon
geprüft. Die Gesamtkosten dieser Variante belaufen sich au 9,2 bis
9,6 Mio. Franken und benötigen zwischen 56000 bis 59000 Quadrat-
meter Land. 

Diese nun drei vorliegenden Versionen liegen allesamt in einem nur 
gering abweichenden Kostenrahmen von 1,9 bis 2,9 Mio. Franken. Dass 
diese Differenz derart geringfügig ausgefallen ist, führt der Regierungsrat 
in seiner Botschaft darauf zurück, dass die gesamte Ausbau- bzw. 
Neubaulänge zwischen Horgenbach und Uesslingen-West bei der 
ortsnahen Variante grösser ist, als bei der ortsfernen. 

Zudem verursache die grössere Länge der neuen Thurbrücke bei der 
ortsnahen Version auch höhere Kosten und schliesslich gestalte sich der 
Anschluss der Strasse Uesslingen-Ellikon recht kopliziert, wollte man die 
ortsnahe Variante realisieren. 

Nun noch mein Komentar dazu:

Die bisherige Linienführung geht direkt neben meiner Liegenschaft
vorbei, und das seit 1890. Auch eine neue Situation würde daran nicht 
verändern. Es dauerte noch bis zum Jahre 1987 bis die Ortsdurchfahrt
beschlossen und ausgeführt wurde. Die Einweihung der neuen Brücke 
erfolgte am 8. August 1988 mit einem grossen Volksfest. 

Die alte Brücke wurde bereits ein Jahr später abgebrochen und die neue 
wurde um 110 cm angehoben um grosse Wassermassen problemlos 
durchfliessen zu lassen. Als Schusspunkt sei noch erwähnt: Unser Dorf 
wird nun täglich von fast 5000 Autos durchfahren, ganz abgesehen vom 
Lärm und den Gefahren bei der Strassenüberquerung. 

Hier zeigt sich erneut, was unsere Politiker zu unseren Nachteilen 
verbrochen haben. 


Uesslingen, 27. November 

Alfons Lenz


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